Arthrose
Der Begriff Arthrose bedeutet übersetzt zunächst nichts weiter als Gelenkerkrankung.
Letztendlich kann Arthrose zur Zerstörung des Gelenkes führen. Das Gelenk verliert seine Form weshalb auch der Begriff Arthrosis deformans eine gebräuchliche Krankheitsbeschreibung darstellt.
Tritt die Arthrose an vielen Gelenken gleichzeitig auf, spricht man von einer Polyarthrose
Was ist Arthrose, wodurch wird sie hervorgerufen, welche sind ihre Symptome?
Die Arthrose ist gekennzeichnet durch einen übermäßigen und vorzeitigen Abrieb des Gelenkknorpels, welcher die Knochenenden in einem Gelenk bedeckt. Die Arthrose kann durch eine Reihe von Dingen verursacht sein, so z.B. ständige Überlastung (z.B. durch Joggen), Übergewicht oder auch hormonelle Störungen. Auch Erbfaktoren spielen bei Arthrose eine gewisse Rolle. Daneben sind Menschen mit X-Beinen oder O-Beinen prädestiniert, eine Arthrose im Kniegelenk zu entwickeln. Die charakteristischen Symptome der Arthrose sind folgende: Deutliche Leistungsminderung des Gelenks, Schwierigkeiten in der endgradigen Beugung oder Streckung sowie auch leichte Irritierbarkeit, Schmerzen und Überwärmung bei Belastung. Bekannt ist auch das Symptom, eine gewisse Steife bzw. ein Völlegefühl nach längerem Sitzen zu verspüren, ein Phänomen, was anfangs bereits nach wenigen Schritten wieder verschwindet. In fortgeschrittenen Stadien der Arthrose allerdings bestehen auch Beschwerden in Ruhe.
Wo kommt Arthrose vor ?
Jeder Mensch kann früher oder später von Arthrose betroffen sein. Der gesamte Mensch besteht aus biologischem Gewebe, welches einem natürlichen Verschleiß im Laufe der Jahre unterworfen ist.
Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, auch wenn es unterschiede in der Häufigkeit der einzelnen Krankheitsbilder gibt (siehe dort, bitte dem jeweiligen Link folgen).
Das Leiden beginnt schleichend, i.d.R. nach dem 50. Lebensjahr, verläuft aber auch in Schüben, im Beginn meist symptomlos, später mit zum Teil starken Schmerzzuständen. Ab einem entsprechenden Alter lassen sich praktisch an allen Gelenken Veränderungen im Sinn einer arthrotischen Veränderung (Gelenkverschleiß) erkennen.
Interessanterweise steht die stärke des Knorpelabriebes nicht in direktem Zusammenhand mit den Beschwerden eines Patienten. Das bedeutet, ein Patient mit relativ geringem Knorpelabrieb kann unter deutlich stärkeren Schmerzen leiden, als ein Patient mit deutlich weiter fortgeschrittener Arthrose.
Die Ursache hierfür ist, dass der Knorpelabrieb als solcher keine Schmerzen verursacht, sondern die durch die Knorpelpartikel ausgelöste Schleimhautentzündung (Synovialitis / Synovitis) des Gelenkes, die auch für die Überwärmung des Gelenkes und die innergelenkliche (intraartikuläre) Wasserbildung (Erguss) verantwortlich ist.
Von Arthrose kann jedes Gelenk betroffen sein. Am häufigsten sind Veränderungen an den großen, tragenden Gelenken vorzufinden (Hüftarthrose (Coxarthrose), Kniearthrose (Gonarthrose)). Knorpelabnutzung an diesen Gelenken besitzt auch die größte klinische Relevanz in der Orthopädie.
Die Häufigkeit ist für jedes Gelenk individuell (siehe dort), Kniearthrose (Gonarthrose) > Hüftarthrose (Koxarthrose) > restliche Gelenke
Ursachen
Die Arthrose entwickelt sich aus einem Ungleichgewicht zwischen der Belastungsfähigkeit eines Gelenkes und der tatsächlichen Belastung.
Die primäre Arthrose entwickelt sich ohne erkennbare Ursache. Sie stellt die klassische, altersbedingte Arthrose dar. Der Knorpelabrieb ist hier v.a. von genetischen Einflussfaktoren bestimmt. Wenn man so will bestehen unterschiedliche Güteklassen von Gelenkknorpel (hyaliner Knorpel), welcher früher oder eben später von Abnutzung betroffen ist.
Die sekundäre Arthrose ist Folge von Fehlstellungen, Unfällen mit bleibenden Gelenkschäden oder Infektionen u.v.m.
Der Gelenkknorpel hat keine Blutgefäße. Dies bedeutet, dass er von der Gelenkflüssigkeit und den Gefäßen des Knochens ernährt wird. Dadurch erklärt sich auch die schlechte Heilungspotenz des Gelenkknorpels. Die Faserstruktur des Knorpels ist so aufgebaut, dass Belastungen sich gleichmäßig über den Knorpel verteilen. Eine gesunde Belastung ist für die Ernährung des Knorpels sogar notwendig, da durch Be- und Entlastung der Knorpel ähnlich einem Schwamm ausgepresst wird und dadurch die Ernährung über die Gelenkflüssigkeit verbessert wird.
Grundsätzlich unterscheidet man folgende Ursachen für eine Arthrose:
- Angeborene Entwicklungsstörungen und Gelenkdeformitäten
- Gelenkerkrankungen im Wachstumsalter
- altersunabhängige Gelenkerkrankungen
- systemische, metabolische und endokrine Erkrankungen
- neurologische Erkrankungen
- Überlastungsschäden durch Beruf und Sport (verstärkter Knorpelabrieb bei starker Gelenkerkrankung)
posttraumatische Veränderungen
Achsenfehlstellung nach Frakturen (z.B. X- oder O-Beine)
Knorpel-, Meniskus-, Band- und Kapselverletzungen (führen zu Inkongruenzen und/oder Instabilitäten der Gelenke mit erhöhtem Knorpelabrieb; z.B. Kreuzbandriss; Meniskusriss, Meniskusentfernung)
Genetische Einflussfaktoren
In vielen Fällen kann jedoch keine Ursache für die Arthroseentstehung gefunden werden. In diesen Fällen spricht man von einer ideopathischen Arthrose.
Folgende Arten von Arthrose werden unterschieden:
Gonarthrose: |
Kniegelenksarthrose |
Coxarthrose: |
Hüftgelenksarthrose |
Omarthrose: |
Schultergelenksarthrose |
Spondylarthrose: |
Arthrose der Wirbelsäule |
Osteoarthritis: |
englischer Begriff der Arthrose |
Herbeden - Arthrose: |
Arthrose der Fingerendgelenke |
Bouchard - Arthrose: |
Arthrose der Fingermittelgelenke |
Rhizarthrose: |
Daumensattelgelemksarthrose |
Hallux rigidus: |
Arthrose des Großzehengrundgelenkes |
Hallux valgus: |
Fehlstellung des ersten Zehens |
Spondylarthrose: |
Arthrose der kleinen Wirbelgelenke |
Charakteristika bei Arthrose sind:
- Schwellung des Gelenkes
- Überwärmung des Gelenkes
- Steifheitsgefühl des Gelenkes
- Bewegungseinschränkung des Gelenkes
- Formveränderung des Gelenkes
Der Krankheitsverlauf erstreckt sich meist über viele Jahre. Den Krankheitsbeginn nimmt der Patient in der Regel nicht bewusst war. Erst wenn die Arthrose vorangeschritten ist, treten Beschwerden auf.
Grob kann man unterscheiden:
1. Frühstadium
Der Ausgangspunkt jeder Arthrose ist ein Schaden im Knorpelüberzug, der sogenannte "Knorpelschaden". Oft ist dieser Schaden zunächst nur auf eine kleine Fläche begrenzt. Außerdem ist er noch oberflächlich. Kurz darauf treten im Röntgenbild erste Verdichtungen des Knochens auf. Es handelt sich hierbei immer um Knochenbezirke, die direkt unter dem erkrankten Knorpel liegen. Diese zusätzlichen Veränderungen am Knochen sind ein entscheidendes Zeichen für das Frühstadium der Arthrose. Ohne diese Knochenveränderungen liegt nur ein "Knorpelschaden" vor, nicht aber eine "Arthrose". Arthrose bedeutet deshalb immer Knorpelschaden mit Knochenveränderungen.
2. Spätstadium
Zwischen dem ,,Frühstadium" und dem ,,Spätstadium" können viele Jahre liegen. Viele Arthrosepatienten befinden sich deshalb in einem Zwischenstadium. Ihre Veränderungen sind also stärker als im Frühstadium, doch noch geringer als im Spätstadium. Im Spätstadium ist der Gelenkknorpel im erkrankten Bereich nicht nur erkrankt und geschädigt, sondern sogar vollständig abgerieben und verschwunden. Hierdurch reibt der jetzt freiliegende Knochen direkt auf dem Knochen der gegenüber liegenden Seite des Gelenkes. Im Röntgenbild sieht man, dass sich die Knochen der Gelenkpartner direkt berühren. Der so genannte Gelenkspalt ist deshalb verschwunden. Auch der Knochen hat sich gegenüber dem Frühstadium verändert.
Typische Röntgenveränderungen bei Arthrose:
Verschmälerung des Gelenkspaltes als Hinweis auf eine Reduktion der Knorpeldicke
Veränderung des Knochens unter dem Knorpelschaden; er wird dichter und daher im Röntgenbild besser sichtbar (Sklerose (weiß)).
Knochenanbauten; das Gelenk regiert auf den Schaden mit einer Flächenvergrößerung, so genannten Osteophyten. Der Betroffene stellt fest, dass seine Gelenke größer und aufgetrieben sind. Diese Knochenzacken können sich bei bestimmten Bewegungen auch berühren und weitere Schmerzen auslösen.
Zystenbildung; nahe der Arthrose bilden sich häufig Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume)
Formveränderung; das Gelenk verliert seine ursprüngliche Form, das Gelenk verliert seine Kongruenz, es wird „schief“.
Von den Folgen der Arthrose sind auch die Weichteile (Muskeln, Sehnen, Bänder etc.) in der Umgebung des Gelenkes betroffen.
Durch Schonung des schmerzenden Gelenkes werden die Muskeln schwächer und weniger flexibel. Je nach Formveränderung des Gelenkes verkürzen sich gewisse Bandstrukturen, während andere überdehnt werden. Es resultiert eine Instabilität des Gelenkes. Die allgemeine Unfallgefahr steigt. Die Arthrose nimmt weiter zu.
Die Gelenkkapsel wird rigide, der Bewegungsumfang für das Gelenk sinkt.
Durch Flüssigkeitsbildung der Gelenkschleimhaut (Synovia) können sich synoviale Hernien oder Zysten bilden.
Durch eine Schonung des betroffenen Gelenkes entstehen Fehlhaltungen und Fehlbelastungen anderer Gelenke. Dies verdeutlicht, dass Arthrose keine Erkrankung ist, die auf das betroffene Gelenk allein beschränkt bleibt.
Häufig mündet eine vergebliche Arthrosetherapie in operativen Maßnahmen. Die endgültige Therapie der Arthrose ist oft erst der künstliche Gelenkersatz, also eine Totalendoprothese (TEP). Diese wird am häufigsten am Hüftgelenk - Hüftprothese - und mitlerweile fast gleichwertig auch am Kniegelenk - Knieprothese - durchgeführt.
Wie wird Arthrose alternativ behandelt werden ?
Während physikalische Therapie, Krankengymnastik und Gelenkinjektionen zwar eine vorübergehende Besserung schaffen können, sind diese Therapieformen nicht in der Lage, der arthrotischen Entwicklung eine entscheidende Wende zum Besseren zu geben. Auch arthroskopische Operationen, die nur der Beseitigung von Störfaktoren (z.B. abgerissene Meniskus- oder Knorpelteilchen) dienen oder gar auf dem Konzept einer "Knorpelglättung" basieren, können zu keinem dauerhaften Erfolg führen. Zwar ist die Beseitigung von Störfaktoren ein wichtiger Teil jeder arthroskopisch-chirurgischen Behandlung, das Entscheidende jedoch ist die Anregung zum Überwachsen beschädigter Knorpelstellen oder bereits freiliegender Knochenflächen mit einem Ersatzknorpelgewebe. Dieses Ziel kann sowohl mit dem sogenannten Shaving als auch mit der Knochenabrasion als auch mit sogenannten Microfractures oft in einer Kombination von allen drei Verfahren erreicht werden. Diese Alternative ist ganz besonders für jüngere Patienten interessant, für die eine Versorgung mit einer Endoprothese aus Altersgründen natürlich nicht in Frage kommt. Gerade für diese Altersgruppe hat das normale orthopädische Behandlungsspektrum keine ausreichende Antwort parat und die Wiederherstellung derartig schwer geschädigter Gelenke oft bis hin zur Wiedererlangung der Sportfähigkeit stellt eine ganz besondere Domäne der Alpha-Klinik dar.
Wie lange werde ich arbeitsunfähig sein?
Büroarbeiter können normalerweise nach einer Abrasion nach etwa zwei bis drei Wochen zum Arbeitsplatz zurückkehren, natürlich unter der Voraussetzung, daß für die Gesamtdauer von zehn bis zwölf Wochen Krücken getragen werden, da sich ansonsten das Ersatzknorpelgewebe nicht oder nur unvollständig ausbilden würde. Sollte die Wiederaufnahme der Arbeit unter Benutzung von Stockstützen nicht möglich sein, muß der Patient gegebenenfalls für den gesamten "Krückenzeitraum" der Arbeit fern bleiben.
Wie sieht es mit der Rückkehr zum Sport aus?
Die Wiederaufnahme sportlicher Aktivität hängt natürlich von der Qualität, d.h. der Schichtdicke, der Gewebsdichte und dem Anschluß an das umgebende Normalknorpelgewebe ab. Diese Fragen lassen sich nach einer Abrasion auch ohne erneute Arthroskopie mit Hilfe einer speziell auf die Fragestellung abgestimmten Kernspintomographie beantworten. In vielen Fällen, vor allem wenn deutliche Achsfehlstellungen im Sinne des X- oder O-Beins vorliegen, muß neben der Abrasion auch noch eine Ausrichtung der Längsachse des Beines (Umstellungosteotomie) erfolgen. So ist es in vielen Fällen gelungen, Patienten zum Tennisspiel und Skilauf, um nur zwei Beispiele zu nennen, zurückzuführen. Die Wiederaufnahme derartig belastender Sportarten ist allerdings im ersten Jahr nach der Operation nicht empfehlenswert, da während dieses Zeitraums immer noch Auf- und Umbauvorgänge in dem neuen Gewebe stattfinden.
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